Genossenschaft LeNa: Hier wird Leben auf kleinem Fuss gross vorgelebt

26.03.2025

Wohnen auf nur 32 Quadratmeter pro Person – wie funktioniert das? Das wollte die Genossenschaft Lebenswerte Nachbarschaft (LeNa) herausfinden und stellte mit der Baugenossenschaft wohnen&mehr ein interessantes Wohnprojekt auf die Beine. Inzwischen leben die Bewohner:innen seit zwei Jahren gemeinschaftlich und nachhaltig auf dem Basler Westfeld in einem der fünf Bausteine zusammen. Wir haben das LeNa-Haus besucht und mit Vorstandsmitglied Roman Köppli über den Erfolg und die ersten Herausforderungen des Projekts gesprochen.

Als Bauingenieur weiss Roman Köppli, worauf es bei der Planung von Projekten wie dem LeNa-Haus ankommt. Seit 2016 ist er in der Baukommission stark an der Entwicklung und Planung des Wohnhauses beteiligt.

An diesem Mittwochmorgen ist es ruhig im Haus der Genossenschaft Lebenswerte Nachbarschaft (LeNa). Die Holztische in der Cantilena, dem Café im Erdgeschoss, sind bis auf einen leer. Die hohen Betonwände, die grossen Fenster und die Einrichtung im Industrialstil lassen den Raum modern und einladend wirken. Beim Eingang treffen wir Roman Köppli. Als Leiter der Baukommission im Vorstand begleitet er das Projekt inzwischen seit fast zehn Jahren. Die Genossenschaft LeNa ist die Mieterin des Hauses, das Areal gehört aber der Baugenossenschaft wohnen&mehr. Roman hält noch kurz einen Schwatz mit der Köchin der Cantilena und führt uns dann in den ersten Stock des Gebäudes.

Die Cantilena ist ein öffentlich zugängliches Café und Restaurant im LeNa-Haus. Hier findet der Übergang von der Westfeld-Überbauung in das LeNa-Haus statt.

Raum für Veränderung: Das LeNa-Haus bleibt anpassbar

Links und rechts vom Treppenaufgang führt ein rot gestrichener Gang in einen kleinen Vorraum. Von dort kommt man in jeweils vier Wohnungen – von einem bis sieben Zimmer deckt die Genossenschaft alles ab. Und eines haben die Wohnungen gemeinsam: Es gilt das Prinzip «Wohnen auf kleinem Fuss». «Die Idee ist, dass man den eigenen Energieverbrauch mindestens auf das Niveau der 80er-Jahre reduziert», erklärt Roman. Konkret heisst das: Pro Person stehen 32 Quadratmeter Wohnraum zur Verfügung. «Dementsprechend müssen die Zweizimmerwohnungen auch klein sein, weil sie alles brauchen: ein Bad, eine Küche und ein Zimmer zum Wohnen.»

Eine offene Teeküche und ein Schlafzimmer – so sieht eine Einzimmerwohnung in der Genossenschaft aus.

Die vier Wohnungen pro Stockwerk teilen sich jeweils ein kleines Reduit. Darin lagern die Bewohnenden gemeinsam genutzte Staubsauger, Putzutensilien, Entsorgungscontainer oder teils sogar Racletteöfen.

Da der private Wohnbereich bewusst begrenzt ist, gibt es im LeNa-Haus diverse gemeinschaftlich genutzte Räume. Einer davon ist der zweistöckige Indoor-Spiel- und Bastelplatz, den uns Roman zeigt. Hier können Kinder und Jugendliche an Tischen gemeinsam basteln oder sich am Klettergerüst austoben. Bis im letzten Sommer wurde dieser als Tauschraum genutzt. «Wer gebrauchte Gegenstände weitergeben wollte, konnte sie dort zum Tausch anbieten, um damit jemand anderem eine Freude zu machen», erklärt der Bauingenieur. Als der Tauschraum nicht mehr so rege genutzt wurde, haben ihn die Leute im Haus umgebaut.

Neben dem Indoor-Spiel- und Bastelplatz stehen den Bewohnenden weitere Gemeinschaftseinrichtungen zur Verfügung: eine Bibliothek, ein Leise-Raum für Yoga oder ähnliche Aktivitäten, eine Gemeinschaftsküche, ein Partyraum sowie ein Co-Working-/IT-Zimmer. «Der Raum ist immer derselbe, aber die Nutzung jeweils völlig anders», so Roman.

Das lässt sich gleich eine Etage höher feststellen. Bei unserem Besuch blicken gerade zwei junge Männer konzentriert auf ihre Bildschirme. Denn wo unten Bastel- und Spielzeug bereitsteht, warten hier im Coworking-Raum Computer auf die Bewohnenden. Nochmals einen Stock weiter oben befindet sich eine helle Gemeinschaftsküche. «Die Bewohnenden der Einzimmerwohnungen haben sich schnell gefunden, um diese Küche zu bauen, sie zu pflegen und gemeinsam darin zu kochen», freut sich Roman. Denn aufgrund der Platzverhältnisse ist in ihren eigenen vier Wänden lediglich eine Teeküche eingebaut.

Noch herrscht hier gemächliche Ruhe, aber abends wird die Gemeinschaftsküche rege genutzt.

Der Balkonbereich verbindet die Gemeinschaftsräume und lädt zum gemütlichen Verweilen ein.

Im LeNa-Haus befindet sich vieles im Wandel. Der Lautraum im Keller, der mal als Musikraum gedacht war, ist inzwischen eine Werkstatt. Und im obersten Stock entsteht gerade ein Partyraum, die Sternenbar. Vom ersten Einfall bis zur Umsetzung geht es hier schnell. «Dass die Leute eigene Ideen ins Wohnprojekt einbringen können, kommt sehr gut an.»

Die Anbindung an die solidarische Landwirtschaft ist einzigartig

Aber wer kümmert sich um die Gemeinschaftsräume? Diese Aufgabe übernehmen die Bewohnenden selbst: Eine Gruppe ist beispielsweise für die Bibliothek zuständig, eine andere für das Nähatelier. «Wenn es möglich ist, sollten alle Bewohnenden eine Stunde pro Woche für die Gemeinschaft arbeiten», erklärt uns Roman, als wir die Treppe zurück in Richtung Cantilena nehmen. Dabei kommt er auf eine Besonderheit des Projekts zu sprechen: die Anbindung an die solidarische Landwirtschaft. Die LeNa-Bewohnenden leisten auf einem Bauernhof in Möhlin Arbeitsstunden. Dafür werden Lebensmittel ab Hof ins Haus geliefert. Von der Cantilena aus ist der kleine Glasraum zu sehen, in dem frischer Kohl, Salat und anderes Gemüse gelagert wird. Wer ein Abo gelöst hat, darf sich hier bedienen.

Wer ein Abo löst, darf sich hier beim frischen Gemüse bedienen. Dafür arbeitet LeNa mit dem Eulenhof in Möhlin zusammen.

Angelehnt ist diese Idee an das Konzept von Neustart Schweiz. Die Anbindung an die Landwirtschaft macht das LeNa-Projekt einzigartig. Auch die Art, wie die Gemeinschaftsräume eingebunden sind, ist laut Roman besonders: «Es gibt ganz wenige Projekte mit Gemeinschaftsräumen, die einem klaren Nutzungskonzept folgen.» Beim Gang durch das Haus und dem Gespräch mit Roman wird klar: Nachhaltig und gemeinschaftlich wohnen funktioniert.